Zahl der Spitzenverdiener wächst

Neue Daten zeigen einen deutlichen Zuwachs besonders hoher Einkommen. Gewerkschaften und Studien mahnen zur sozialen Ausgewogenheit.

Die Zahl besonders einkommensstarker Personen hat in Deutschland spürbar zugenommen. Laut den aktuellen Erhebungen des Statistischen Bundesamts verfügten im Jahr 2021 rund 34.500 Personen über ein Jahreseinkommen jenseits der Millionengrenze. Das entspricht einem Zuwachs von 18 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Grund dieser späten Veröffentlichung sind langwierige Veranlagungsprozesse, die eine frühere Auswertung der Steuerdaten verzögern.

Ein Teil dieses Anstiegs lässt sich nach Einschätzung der Behörde durch die damalige Preisentwicklung sowie Effekte im Zusammenhang mit der Pandemie erklären. Angesichts dieser Faktoren liegt das Wachstum jedoch bei rund zwölf Prozent. Im Mittel lag das zu versteuernde Einkommen dieser Gruppe bei 2,8 Millionen Euro.
Auffällig ist die Struktur der Einkommensquellen. Etwa 60 Prozent stammen aus gewerblichen Tätigkeiten, etwa 20 Prozent aus unselbständiger Beschäftigung und 15 Prozent aus freiberuflicher Arbeit. Erträge aus Kapitalanlagen werden dagegen seit Einführung der Abgeltungssteuer nicht vollständig statistisch erfasst.

Die Hans-Böckler-Stiftung äußerte sich kritisch. Der Zuwachs sehr hoher Einkommen treffe auf eine Gesellschaft, in der viele Menschen mit geringen Löhnen oder Armutsrisiken leben.

“Insbesondere seit Beginn der Pandemie haben die Sorgen über die soziale Ungleichheit in Deutschland zugenommen. Diese Zahlen zeigen, dass die Besorgnis vieler Menschen insbesondere mit kleinen und mittleren Einkommen einen realen Grund hat”, betont die Stiftung.

Das könne gesellschaftliche Spannungen verschärfen und das Vertrauen in demokratische Institutionen untergraben.

Das Beratungsunternehmen Capgemini veröffentlichte auch seinen World Wealth Report. Für 2024 zeigt sich darin weltweit ein Aufwärtstrend bei sehr hohen Vermögen. Insgesamt gibt es 23,4 Millionen vermögende Menschen und ein Rekordvermögen von 90,5 Billionen Dollar. In Deutschland hingegen ist ihre Zahl laut dieser Studie in letzter Zeit um 41.000 zurückgegangen, und der Hauptgrund dafür ist die schwache Wirtschaft. Ähnliche Trends sind in Frankreich und anderen europäischen Ländern zu beobachten.

Bemerkenswert ist, dass trotz des Rückgangs im mittleren Bereich die Gruppe extrem reicher Personen in Europa dennoch zulegte. Deren Anzahl stieg um 3,5 Prozent. Daraus lässt sich schließen, dass die reichen Deutschen trotz der Krise immer besser leben. Und die Mittelschicht muss über die Runden kommen, um ihre Familien zu ernähren und ihr Leben in Deutschland zu leben.

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