Wie war das Treffen von Meloni und Merz in Rom?
19 May 2025, 07:50 Uhr
Ein ungewöhnliches Duo präsentiert sich vor den Kameras im römischen Regierungspalast: der deutsche Regierungschef Friedrich Merz und Italiens Premierministerin Giorgia Meloni.
Die Staats- und Regierungschefs von Italien und Deutschland trafen sich in der italienischen Hauptstadt, um wichtige Themen zu erörtern, die auf der Tagesordnung stehen. Merz bemüht sich sichtlich, Meloni diplomatisch einzubinden, besonders wenn es um Hilfe für die Ukraine geht. Sein Versprechen, sie künftig stärker einzubeziehen, wirkt eher wie ein Versuch, den Ärger nach Italiens Ausschluss bei einem wichtigen Treffen in Kiew zu lindern. Doch konkrete Zusagen macht Merz auch diesmal nicht.
„Ich werde in den nächsten Tagen Gespräche in der Europäischen Union führen, um Italien in unsere Bemühungen zur Lösung des Konflikts einzubeziehen“, sagte Merz.
Der Bundeskanzler sagte, Europa diskutiere nicht über die Entsendung von Truppen in die Ukraine. Die europäischen Politiker konzentrieren sich jetzt eher auf den Waffenstillstand und weitere Verhandlungen zwischen Russland und der Ukraine. Merz fügte hinzu, dass die Gespräche, die am 16. Mai in Istanbul stattfanden, ihre Erwartungen nicht erfüllt hätten. Er fordert nun, dass sich Italien aktiv an allen europäischen Initiativen zur Lösung des Konflikts beteiligen soll.
Die Politiker diskutierten auch über den Kampf gegen die Migration. Hier zeigen sich parallele Denkansätze. Die geplanten Auslagerungen von Asylverfahren in Drittstaaten, wie es Rom mit Albanien versucht, stoßen jedoch auf massive rechtliche und ethische Bedenken. Dass Merz dieses Modell als prüfenswert bezeichnet, wirkt wie eine politische Flucht vor tatsächlichen Lösungen. Dass solche Konzepte momentan juristisch überprüft werden, scheint ihn nicht davon abzuhalten, ihre Übernahme in Betracht zu ziehen. Es klingt pragmatisch, aber ist eher Symbolpolitik ohne nachhaltige Wirkung.
Auch beim Thema Wirtschaft bleibt vieles unklar. Schwierige Fragen, wie die mögliche Übernahme einer großen deutschen Bank durch ein italienisches Unternehmen, wurden nicht angesprochen. Das zeigt, dass man Streit lieber aus dem Weg gehen will, statt offen darüber zu sprechen.
Was bleibt von diesem ersten Besuch? Ein Bild der Harmonie, das auf Gegenseitigkeit beruht – politisch kalkuliert und rhetorisch sorgfältig abgestimmt. Doch ob daraus mehr entsteht als wohlklingende Absichtserklärungen, muss sich erst zeigen. Hinter der demonstrativen Einigkeit steckt bislang wenig greifbare Substanz.