Preise in Deutschland stagnieren

Die Teuerung bleibt hartnäckig. Fachleute fordern von der EZB weiterhin Zinssenkungen, um das Wachstum zu stützen.

Im Mai haben sich die Preise für Waren und Dienstleistungen in Deutschland im Vergleich zum Vorjahr um 2,1 Prozent erhöht. Das teilte das Statistische Bundesamt mit. Zwar haben sich insbesondere Energieprodukte verbilligt. Lebensmittelpreise legten erneut um 2,8 Prozent zu, während Dienstleistungen sich um 3,4 Prozent verteuerten. Im Vergleich zum Vorjahresmonat stiegen die Preise für Waren ebenfalls an, wenn auch in geringerem Maße.

Die sogenannte Kernrate, die ohne Lebensmittel und Energie berechnet wird, ging leicht auf 2,8 Prozent zurück. Dennoch liegt sie weiterhin oberhalb des von der Europäischen Zentralbank (EZB) angestrebten Zielwerts von zwei Prozent. Experten wie Jörg Krämer von der Commerzbank zeigen sich besorgt:

„Die Entwicklung bleibt insgesamt hartnäckig und liegt immer noch über dem Zielwert der EZB.“

Der ZEW-Experte Friedrich Heinemann betont, dass das eigentliche Problem der deutschen Wirtschaft derzeit nicht die Preissteigerungen seien, sondern die konjunkturelle Stagnation.

„Hier muss die Wachstumsagenda der Bundesregierung bald Wirkung zeigen.“

Für ihn wird es entscheidend sein, wie sich die geplanten Investitionen auf die Inflationsentwicklung auswirken.

Auch Silke Tober vom IMK warnt vor Risiken, die vor allem durch internationale Handelskonflikte ausgelöst werden. Sie plädiert für eine weitere Lockerung der Geldpolitik:

„Die EZB sollte die Geldpolitik zügig weiter lockern, um die heimische Nachfrage zu stützen.“

Erneute Zinssenkungen durch die EZB gelten angesichts des schwachen Preisdrucks als wahrscheinlich. In den vergangenen Monaten hatten die Währungshüter bereits mehrfach den Leitzins gesenkt. Ulrich Wortberg von der Helaba rechnet damit, dass auch die nächste Sitzung im Juni weitere Schritte zur Unterstützung der Konjunktur bringen wird. Danach könnte jedoch eine Phase des Abwartens einsetzen, falls sich die Lage nicht wesentlich ändert. Diese Entwicklung zeigt, dass sich die Stabilisierung des Preisniveaus weiter hinzieht, und mit ihr auch die Herausforderung für Wirtschaft und Politik.

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