Ölpreis-Schock durch Nahost-Krise
17 June 2025, 10:31 Uhr
Wie reagieren Märkte und Verbraucher auf den Krieg im Nahen Osten?
Die Lage im Nahen Osten schlägt mittlerweile spürbar auf Wirtschaft und Energiepreise durch. Nach Luftangriffen auf Förderstätten im Iran kam es zu deutlichen Preisanstiegen bei Rohöl. Beobachterinnen und Beobachter sehen die Gefahr, dass sich die Situation weiter, insbesondere bei einer Blockade der Straße von Hormus, einer der wichtigsten Transportadern für Energie weltweit, zuspitzt.
Die Sorgen an den Märkten sind nicht unbegründet. Der Golfstaat produziert zwar selbst nur rund vier Prozent des weltweiten Bedarfs, doch etwa ein Viertel aller weltweiten Rohölmengen sowie große Mengen verflüssigten Erdgases werden über diese Meerenge transportiert. Ein Ausfall dieses Handelsweges könnte daher massive Lieferengpässe zur Folge haben, insbesondere für große Abnehmer wie China oder Japan. Zwar verfügen einige OPEC-Staaten über freie Kapazitäten, doch auch diese nutzen denselben Seeweg.
Die Notierungen beruhigten sich zuletzt wieder etwas, aber die Preiserwartungen bleiben hoch. Sollte es zu einer Blockade kommen, rechnen Analysten mit einem Sprung auf über 120 US-Dollar je Barrel. Auch in Deutschland zeigt sich der Preisaufschlag an der Zapfsäule. Benzin und Diesel sind spürbar teurer geworden, ebenso wie Heizöl.
Steigende Energiepreise werden die Preise nach monatelangen sinkenden Inflationsraten wieder ansteigen lassen. Eine Rückkehr zu steigenden Preisen wird mit einer Straffung der Geldpolitik einhergehen, beispielsweise durch die Aussetzung geplanter Zinssenkungen. Die deutsche Wirtschaft, die kürzlich auf dem Vormarsch war, geriet erneut unter Druck.
Fachleute befürchten im schlimmsten Fall sogar eine weltweite Stagflation: hohe Inflation bei gleichzeitigem wirtschaftlichem Stillstand. Dieses Szenario bringt Zentralbanken weltweit in ein Dilemma: Zinsen senken, um das Wachstum zu stützen oder erhöhen, um die Preisentwicklung zu dämpfen? Beides gleichzeitig geht nicht.
Eine weitere Eskalation in der Region könnte nicht nur geopolitisch, sondern auch wirtschaftlich eine neue Phase der Unsicherheit einläuten. Es ist offensichtlich, dass die Leute ihre Ausgaben stechen und alles sparen müssen.