Keine Kompromisse beim Inflationsziel

Die Europäische Zentralbank setzt auch in einer von Instabilität geprägten Welt auf geldpolitische Disziplin.

Auf dem diesjährigen geldpolitischen Forum in Portugal hat die Europäische Zentralbank unmissverständlich klargemacht, dass sie trotz zunehmender globaler Spannungen an ihrem Ziel festhält, die jährliche Teuerungsrate stabil bei exakt zwei Prozent zu halten. Diese Entscheidung wurde im Rahmen der abgeschlossenen Strategieüberprüfung bekannt gegeben.

EZB-Präsidentin Christine Lagarde stellte in ihrer Erklärung unmissverständlich fest, dass die Abweichungen von der Zielmarke, gleich in welche Richtung, nicht akzeptabel sind. Damit widersetzt sich die Notenbank dem internationalen Trend, angesichts multipler wirtschaftlicher und geopolitischer Schocks eine flexiblere Inflationsspanne zuzulassen. Insbesondere die US-Notenbank hatte in den vergangenen Jahren Bereitschaft zur temporären Toleranz höherer Raten signalisiert. In Frankfurt ist man zu dieser Öffnung nicht bereit.

Chefvolkswirt Philip R. Lane zeichnete ein ökonomisch angespanntes Lagebild. Die Weltwirtschaft sei zunehmend von struktureller Instabilität geprägt: geopolitische Spannungen, Fragmentierung der Lieferketten, zunehmende Handelsbarrieren und klimabedingte Produktionsrisiken. In diesem Umfeld gewinne das Prinzip der Preisstabilität an Relevanz. Der Euroraum könne sich keine strategische Unsicherheit leisten.

Die EZB bekennt sich erneut zu ihrer Rolle als Hüterin der Währungsstabilität. Der jüngste Rückgang der Inflation auf 1,9 Prozent im Mai ist kein Anlass zur Selbstzufriedenheit, insbesondere, da sich in Bevölkerungsumfragen eine steigende Erwartung kommender Teuerung abzeichnet. Solche Erwartungen sind ökonomisch gefährlich, da sie sich selbst verstärkende Effekte auslösen können.

Bemerkenswert ist die stärkere Verankerung von Klimarisiken in der geldpolitischen Strategie. Während entsprechende Vorschläge vor wenigen Jahren noch auf Widerstand stießen, herrscht heute weitgehend Konsens, dass Extremwetterlagen unmittelbare Folgen für Angebotsschocks und Preisentwicklung haben. Landwirtschaft, Energieversorgung und Logistik gelten dabei als besonders anfällig.

Neben der Festlegung auf das Inflationsziel sollen künftig auch technologische Trends wie Künstliche Intelligenz und digitale Transformation intensiver analysiert werden.

Der Euro steht damit nicht nur für Stabilität im Währungsraum, sondern zunehmend auch für eine resiliente, vorausschauende Geldpolitik. Bislang versucht die EZB, die europäische Wirtschaft zu retten, aber es gelingt ihr kaum.

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