Industrie schaltet wieder hoch
07 July 2025, 14:38 Uhr
Deutsche Produktion im Mai stieg überraschend kräftig. Konjunkturausblick bleibt vorsichtig optimistisch.
Die deutsche Industrie zeigt erste Anzeichen einer Erholung. Nach einem schwachen Frühjahr legten zentrale Wirtschaftsbereiche im Mai wieder deutlich zu. Wie das Statistische Bundesamt am Montag in Wiesbaden mitteilte, stieg die Gesamtherstellung im verarbeitenden Sektor im Vergleich zum Vormonat um 1,2 Prozent. Noch im Vorfeld hatten Analysten mit einem leichten Rückgang gerechnet. Im April war die Produktion um 0,5 Prozent eingebrochen.
Der Beitrag aus drei besonders bedeutenden Sparten war besonders markant. Der Fahrzeugbau glänzte mit einem Plus von 4,9 Prozent, der Energiesektor legte sogar um 10,8 Prozent zu. Noch dynamischer präsentierte sich die pharmazeutische Industrie, die eine Zunahme von zehn Prozent verzeichnete. Im Gegensatz dazu sank die Bauwirtschaft. Das war ein Ergebnis des schwachen Immobilienmarkts und gestiegener Finanzierungskosten.
Auch der Dreimonatsvergleich bestätigt den Trend. Zwischen März und Mai erhöhte sich das Fertigungsvolumen um 1,4 Prozent. Aber der aktuelle Produktionsstand liegt weiterhin spürbar unter dem Niveau der Vorkrisenzeit.
“Der Anstieg im Mai könnte bedeuten, dass das produzierende Gewerbe sich tatsächlich auf einem Erholungspfad befindet”, kommentierte Cyrus de la Rubia, Chefökonom der Hamburg Commercial Bank.
Die Auftragslage beginne sich wieder zu normalisieren, wenngleich Unsicherheiten bestehen bleiben.
Positive Signale kommen auch von den privaten Haushalten. Der Handelsverband Deutschland veröffentlichte am Montag neue Zahlen zur Konsumstimmung. Das entsprechende Barometer kletterte auf 97,73 Punkte. Das ist der höchste Stand seit zwölf Monaten.
“Es ist davon auszugehen, dass die positive Entwicklung der Verbraucherstimmung anhalten, allerdings nicht deutlich an Dynamik gewinnen wird”, hieß es in der HDE-Mitteilung.
Für die kommenden Monate bleibt der Ausblick verhalten optimistisch. Die von der Bundesregierung initiierten Maßnahmen zur Ankurbelung der Wirtschaft dürften erste Wirkung entfalten. Dabei sind jedoch mögliche US-Handelsmaßnahmen gegen die EU noch nicht berücksichtigt, die Präsident Donald Trump wahrscheinlich im August gegen die Einfuhr von Waren aus der Europäischen Union verhängen wird.
Dennoch haben führende Wirtschaftsinstitute ihre Jahresprognosen nach oben korrigiert. Das IfW Kiel rechnet für 2024 mit einem leichten Wachstum von 0,3 Prozent, ebenso wie das RWI in Essen. Für das Folgejahr erwarten beide Institute deutlich kräftigere Impulse. Die Industrie könnte damit zum Motor eines langsam wieder anziehenden Wachstums werden.