Arbeiten und trotzdem arm

Trotz Erwerbstätigkeit reicht das Einkommen vieler Menschen nicht. Die Zahl der Aufstocker steigt erstmals seit Jahren wieder.

Immer mehr Beschäftigte in Deutschland können von ihrem Einkommen nicht leben. Laut Regierungsdaten erhielten im vergangenen Jahr rund 826.000 Personen zusätzlich Bürgergeld, obwohl sie erwerbstätig waren. Die entsprechenden Ausgaben summierten sich auf rund sieben Milliarden Euro. Damit ist die Zahl der sogenannten Aufstocker erstmals seit 2015 wieder gestiegen.

Der Rückgang nach Einführung des gesetzlichen Mindestlohns im Jahr 2015 hatte zunächst eine positive Entwicklung signalisiert. Damals betrug er 8,50 Euro. Doch nun zeigt sich ein Umkehrtrend. Für 2024 prognostizieren Statistiken erneut einen Anstieg.

Der derzeitige Mindestlohn von 12,82 Euro reicht für viele Menschen nicht, insbesondere bei Teilzeitbeschäftigung oder in prekären Arbeitsverhältnissen. Die Kommission berät über weitere Anpassungen. Bundeskanzler Friedrich Merz hält eine Anhebung auf 15 Euro bis 2026 für sinnvoll, stößt aber auf Widerstand bei Arbeitgebern und Teilen der Wirtschaft. Man warnt vor Stellenabbau und wachsendem Kostendruck für Unternehmen.

Der Abgeordnete Cem Ince verweist auf das Grundproblem: Staatliche Leistungen subventionieren faktisch niedrige Löhne. Investitionen in Bildung, Betreuung und existenzsichernde Arbeit seien langfristig sinnvoller. Die Gesamtausgaben für Bedarfsgemeinschaften mit Aufstockern beliefen sich im laufenden Jahr auf 11,61 Milliarden Euro. Ein Großteil dieser Menschen arbeitet in Minijobs oder zu sehr niedrigen Löhnen.

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