Zukunft vertagt: ArcelorMittal stoppt Modernisierung der Werke

Der Ausstieg aus einem Schlüsselprojekt der Dekarbonisierung trifft nicht nur die Industrie, sondern auch tausende Beschäftigte.

Eigentlich war der Wandel zu einer emissionsärmeren Stahlproduktion ein zentrales Vorhaben der Industriewende. Doch ein bedeutender Akteur zieht sich nun zurück. Der Stahlhersteller ArcelorMittal hat angekündigt, seine Produktionsstätten in Bremen und Eisenhüttenstadt vorerst nicht auf alternative Verfahren umzustellen. Geplante Investitionen bleiben aus, obwohl sowohl der Bund als auch das Land Bremen eine umfangreiche Unterstützung zugesagt hatten.

Die Unternehmensführung verweist auf unzureichende wirtschaftliche Rahmenbedingungen und fehlende Voraussetzungen im Bereich alternativer Energieträger. Die Maßnahme stellt einen erheblichen Dämpfer für den Umbau der energieintensiven Industrie dar. Zwar hält das Unternehmen grundsätzlich an seinen Ambitionen fest, doch ein Erreichen der angestrebten Umweltziele bis zum Ende dieses Jahrzehnts erscheint zunehmend unrealistisch.

In politischer Hinsicht sorgt die Kehrtwende für Empörung. Der Senat in Bremen kritisiert die Entscheidung scharf. Bürgermeister Andreas Bovenschulte betont, dass nicht nur Arbeitsplätze, sondern auch der regionale Strukturwandel gefährdet seien. Auch Brandenburgs Landesregierung signalisiert Unterstützung für die Belegschaft und fordert Lösungen zum Erhalt des Standortes.

Geplant war der Austausch der traditionellen Hochofentechnologie durch neuere, weniger emissionsintensive Verfahren. Die Kombination aus Direktreduktion und Elektrolichtbogenverfahren sollte den Einsatz fossiler Brennstoffe verringern. Der vertraglich fixierte Baubeginn war für Mitte 2025 vorgesehen. Damit gehörten die Standorte zu den Schlüsselprojekten der industriellen Transformation. Das ist ein symbolischer und praktischer Rückschritt.

Das zuständige Bundesministerium äußerte Bedauern über den Rückzug. Es weist darauf hin, dass die Fördermittel bisher nicht zur Auszahlung gekommen seien. Im Gegensatz dazu laufen ähnliche Vorhaben bei anderen Anbietern bereits. In Salzgitter, Duisburg und im Saarland ist der Umbau in vollem Gange.

Die Unternehmen kämpfen mit verschiedenen Problemen. Geringe Nachfrage, steigende Energiekosten und Konkurrenz aus Fernost setzen die Branche unter Druck. Importe aus Asien drängen zu Preisen auf den Markt, mit denen europäische Hersteller kaum konkurrieren können. Ohne verlässliche Energiepreise und ausreichende Versorgung mit innovativen Energieträgern bleibt der Wandel schwer realisierbar.

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