Unklare Zukunft für Deutschlandticket

ÖPNV-Angebots: Finanzierungskonflikt stellt langfristigen Fortbestand infrage.

Seit Mai 2023 können Fahrgäste mit einem einheitlichen Monatspreis durch alle Nah- und Regionalzüge im Land reisen. Dieses bundesweite Ticket hat die Nutzung des öffentlichen Verkehrs vereinfacht und erfreut sich großer Beliebtheit. Aber die Deutschen verstehen immer noch nicht, wie das Deutschlandticket im Jahr 2026 funktionieren soll.

Derzeit übernimmt der Bund zusammen mit den Ländern die Hälfte der Kosten, um Mindereinnahmen der Verkehrsunternehmen auszugleichen. Diese Unterstützung ist jedoch nur bis Ende 2025 zugesagt. Wie die Finanzierung danach aussehen soll, ist noch völlig offen. Soll der Bund weiterhin denselben Anteil tragen oder seinen Beitrag sogar erhöhen?

Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter kritisiert, dass eine langfristige Lösung fehlt. In einem Schreiben an den Bundesverkehrsminister forderte er mehr Klarheit und warnte vor dem möglichen Aus des bundesweiten ÖPNV-Tickets. Vor allem der Zeitdruck bereitet Sorgen. Bis Juli erwarten die Länder einen Gesetzentwurf, um Planungssicherheit zu schaffen.

In dem Schreiben heißt es, der Freistaat sehe keinen Spielraum, seinen Anteil von 1,5 Milliarden Euro pro Jahr zu steigern. Ein einstimmiger Beschluss aller Länder sei dafür nötig, ob das Ticket in Zukunft in dieser Form weitergeführt wird. Die unterschiedlichen Interessen könnten eine gemeinsame Linie erschweren.

Andere Länder zeigen sich optimistischer. Mecklenburg-Vorpommerns Infrastrukturminister Wolfgang Blank etwa fordert vom Bund ein klares Bekenntnis, sich auch über 2025 hinaus zu beteiligen. Ohne ein solches Signal könne das Angebot an Attraktivität verlieren. Denn gerade das einfache Preismodell habe viele neue Fahrgäste gewonnen. Die Verkehrsunternehmen verzeichnen weiterhin eine stabile Nachfrage auch nach der Preisanpassung von 49 auf 58 Euro im Januar.

Das bundesweite Ticket war vor allem als Antwort auf steigende Lebenshaltungskosten und Klimaziele eingeführt worden. Es erleichtert den Umstieg auf Bus und Bahn und entlastet Pendler. Ohne gesicherte Finanzierung droht jedoch eine Rückkehr zu teuren Einzeltarifen und unübersichtlichen Tarifzonen.

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