Berliner Brauerei im Arbeitskampf
29 May 2025, 14:39 Uhr
Streik in Hohenschönhausen. Beschäftigte fordern fairen Lohn für Berlins Bier.
In Hohenschönhausen stehen die Kessel der Berliner-Kindl-Schultheiss-Brauerei seit Dienstag still. Rund 240 Beschäftigte verweigern ihre Arbeit, nachdem ein bisher gültiger Haustarifvertrag Ende März ausgelaufen war. Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) hat ihre Mitglieder erneut zum Arbeitskampf aufgerufen. Das ist eine Fortsetzung des bereits andauernden Protests, der insgesamt schon 115 Stunden umfasst.
Die NGG fordert eine deutliche Gehaltserhöhung: sieben Prozent mehr in zwölf Monaten sowie ein monatlicher Aufschlag von 150 Euro für Auszubildende. Für die Liefer- und Huckepacklogistik, wo die Beschäftigten weniger verdienen als ihre Kollegen in der Brauindustrie, fordert die Gewerkschaft außerdem eine monatliche Zulage von 50 Euro.
Als Reaktion auf das bisherige Angebot der Unternehmensleitung – 4,4 Prozent mehr Einkommen verteilt über zwei Jahre – zeigte sich die NGG enttäuscht. Sie kritisiert das Vorgehen des zur Radeberger-Gruppe gehörenden Standorts, die bisher hart geblieben ist.
„Wir wollen sicherstellen, dass Berliner Bier auch in Berlin gebraut wird“, betont Uwe Ledwig, NGG-Landesbezirksleiter.
Der Produktionsstandort, bekannt für Sorten wie Berliner Kindl, Schultheiss und Berliner Pilsner, befüllt stündlich rund 100 000 Flaschen. Trotzdem warnt die Gewerkschaft schon jetzt „Grill- und Kneipenfans“, sich vorsorglich mit Getränken einzudecken.
In anderen Bundesländern, wie etwa in Bayern, konnten sich Unternehmen und Arbeitnehmervertretungen bereits einigen. Dort steigen die Entgelte seit März um insgesamt 6,5 Prozent in zwei Schritten. In Berlin-Hohenschönhausen liegt der Stundenlohn derzeit bei 25,17 Euro, während in Bremen bei Becks bis zu 27,10 Euro gezahlt werden. Aufgrund kürzerer Wochenarbeitszeiten fällt der monatliche Verdienst in Berlin jedoch rund 270 Euro geringer aus.
Die Geschäftsführung der Brauerei erklärte, dass die Vorräte ausreichend seien, um Lieferungen aufrechtzuerhalten. Pressesprecher Tobias Teubner zeigte sich zuversichtlich:
„Wir können auch während eines kurzfristigen Arbeitskampfs vollständig liefern.“
Zum Verlauf der Tarifverhandlungen äußerte er sich nicht weiter.
Unterdessen betont die Gewerkschaft, dass der wirtschaftliche Erfolg der Brauerei Spielraum für deutliche Anpassungen biete. Auch die steigenden Umsätze des Mutterkonzerns Oetker sprächen dafür, dass die Beschäftigten am Erfolg beteiligt werden.