Berufliche Vielfalt im Bundestag
10 June 2025, 10:30 Uhr
Weniger Expertinnen und Experten aus Schlüsselbranchen: Ökonomen sehen Auswirkungen auf die Qualität der Gesetzgebung.
Der aktuelle Bundestag ist jünger denn je. Zwar bedeutet ein geringeres Durchschnittsalter mehr Dynamik, jedoch fehlen zunehmend Stimmen aus zentralen Berufsfeldern, wie eine Analyse beruflicher Werdegänge zeigt.
Der Rückgang von Fachkräften aus Bereichen wie Gesundheitswesen, Bildung und den sogenannten freien Berufen fällt auf. So zeigt ein Blick in den aktuellen Küschner-Report. Lediglich 17 von 100 Abgeordneten stammen noch aus diesen Tätigkeitsfeldern. Das ist ein deutlicher Rückgang um 14 Prozent. Ökonom Enzo Weber warnt, dass dadurch wichtige Perspektiven bei entscheidenden Themen verloren gehen.
Auch die Anzahl der Abgeordneten mit unternehmerischer Selbstständigkeit oder einem Hintergrund im öffentlichen Dienst ist gesunken. Ein stark juristisch geprägtes Profil dominiert. Fast 60 Prozent der Abgeordneten haben Berufserfahrung in leitender Funktion oder kommen aus der Rechts- und Wirtschaftswissenschaft.
Der Mangel an beruflicher Diversität wirkt sich laut Experten spürbar auf die Qualität politischer Entscheidungen aus, insbesondere bei Themen, die praktische Erfahrung und technisches Wissen erfordern. Justus Haucap verweist auf die Wettbewerbsfähigkeit des Arbeitsmarktes. Deutschland rangiert hier auf einem wenig zufriedenstellenden Platz im internationalen Vergleich. Der Anteil an Abgeordneten mit Ausbildung in naturwissenschaftlich-technischen Fächern sinkt weiter, obwohl genau diese Kenntnisse für zukunftsgerichtete Wirtschaftspolitik dringend gebraucht würden