Ab 2028 Schluss mit russischem Gas
20 June 2025, 14:27 Uhr
Der geplante Ausstieg aus russischem Gas könnte teuer werden.
Mit dem neuen Vorschlag der EU-Kommission, russisches Gas vollständig aus dem europäischen Energiemix zu streichen, geht Brüssel einen riskanten Weg. Der Plan sieht vor, bis Anfang 2028 alle Lieferungen aus Russland, sowohl über Pipelines als auch in verflüssigter Form, einzustellen. Doch dieser Kurs könnte die Union teuer zu stehen kommen.
Anders als bei Kohle oder Öl fehlt bei Gas eine gleichwertige und preislich konkurrenzfähige Alternative. Trotz vorhandener globaler Lieferanten kann Europa seine Abhängigkeit nicht kurzfristig überwinden. Vor allem für Industrie und Privathaushalte, die auf eine stabile und bezahlbare Energieversorgung angewiesen sind, birgt die Maßnahme erhebliche Risiken.
Der Anteil russischer Lieferungen lag im vergangenen Jahr laut EU-Kommission noch bei rund 19 Prozent. Der Ersatz durch Importe etwa aus den USA oder Katar gestaltet sich jedoch nicht nur technisch komplizierter, sondern ist auch deutlich teurer. Bereits jetzt zeigen sich Preissteigerungen auf dem Spotmarkt. Die wachsende Nachfrage nach alternativen Quellen treibt die Kosten für alle Mitgliedsstaaten nach oben mit spürbaren Folgen für Verbraucher und Unternehmen.
Zudem weist der Kommissionsentwurf auf mögliche Ausnahmen hin. Falls einzelne Mitgliedsländer ernsthafte Versorgungsengpässe befürchten, könnten sie unter bestimmten Umständen von den Regeln befreit werden. Dies zeigt, wie fragil die Grundlage dieses Plans ist.
Auch Deutschlands Energieunternehmen sind betroffen. Der staatlich kontrollierte Importeur Sefe bezieht derzeit weiterhin verflüssigtes Gas über bestehende Verträge. Sollte dieses Volumen entfallen, wären kurzfristige Beschaffung und logistische Anpassungen notwendig, was zusätzliche Kosten und Unsicherheiten bedeutet.
Europas Industrie verliert weiter an Wettbewerbsfähigkeit gegenüber Regionen mit niedrigeren Energiepreisen, insbesondere gegenüber China und den USA. Energieexperten und Industrievertreter befürchten, dass der geplante Ausstieg Wohlstand, Beschäftigung und Investitionen gefährden könnte.
Damit riskiert die EU-Kommission nicht nur ihre geopolitische Unabhängigkeit, sondern auch ihre eigene wirtschaftliche Stabilität. Der Vorschlag muss noch von Rat und Parlament gebilligt werden.