Wie steigende Sozialabgaben Deutschland belasten könnten

Es droht ein schrittweiser Abbau von Sozialleistungen. Die Sozialbeiträge für die Bevölkerung könnten unerschwinglich werden.

In Deutschland wächst die Sorge vor einer finanziellen Überforderung von Arbeitnehmern und Arbeitgebern. Was viele bisher als ferne Bedrohung wahrgenommen haben, könnte schon bald zur bitteren Realität werden. Ein allmählicher, aber stetiger Anstieg der Sozialabgaben droht das Leben spürbar zu verteuern. Und das in einem Staat, der ohnehin zu den Hochsteuerländern gehört.

“Ich erwarte, dass die Krankenkassenbeiträge ohne Reformen in den kommenden zwei Jahren jeweils um rund 0,2 Beitragssatzpunkte steigen”, sagt Gesundheitsökonom Jürgen Wasem.

Hintergrund dieser Entwicklung ist ein Zusammenspiel aus demografischem Wandel, steigenden Gesundheitskosten und politischen Versprechen, die teuer erkauft sind. Während die Bevölkerung altert und die Zahl der Erwerbstätigen schrumpft, steigen gleichzeitig die Ausgaben für Renten, Kranken- und Pflegeversicherung. Das Ergebnis ist, dass immer weniger Menschen für immer mehr Leistungen aufkommen müssen.

Besonders hart wird es die Mittelschicht treffen. Durchschnittsverdiener zahlen heute schon einen erheblichen Teil ihres Bruttoeinkommens in die sozialen Sicherungssysteme ein. Doch die Belastung ist längst nicht auf dem Höhepunkt. Man geht davon aus, dass sich der Anteil der Sozialabgaben an der Gesamtlohnsumme in den kommenden Jahren deutlich erhöhen wird. Eine Zahl steht dabei besonders im Raum. Fast die Hälfte des Einkommens könnte in absehbarer Zeit durch Steuern und Abgaben aufgezehrt werden, und das noch vor Miete, Strom und Lebensmitteln.

Auch die Wirtschaft blickt mit wachsender Besorgnis auf diese Entwicklung. Für Unternehmen bedeuten steigende Sozialkosten höhere Lohnnebenkosten, die insbesondere kleine und mittlere Betriebe hart treffen. Investitionen könnten zurückgefahren, Arbeitsplätze ausgelagert oder gestrichen werden. Die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Deutschland steht auf dem Spiel.

Gleichzeitig gibt es keine mutigen Strukturreformen. Stattdessen setzt die neue Regierung auf eine Strategie, die viele Experten als Wunschdenken bezeichnen: Sie will die Einnahmen erhöhen, indem sie mehr Menschen in Arbeit bringt. Doch das allein wird nicht ausreichen, um das Finanzloch in den Sozialkassen zu stopfen, insbesondere in einer alternden Gesellschaft und bei stagnierender Produktivität.

Ohne grundlegende Reformen werden die Sozialversicherungsbeiträge Jahr für Jahr weiter steigen. Für Millionen von Deutschen bedeutet das vor allem eines. Weniger Nettoeinkommen, mehr Unsicherheit und eine wachsende Angst, im Alter nicht ausreichend abgesichert zu sein.

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