Neue Untergrenze beim Stundenentgelt

Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mit niedrigen Einkommen können in den kommenden zwei Jahren mit spürbaren Lohnzuwächsen rechnen.

Die zuständige Kommission, bestehend aus Vertretern von Gewerkschaften und Arbeitgeberseite, hat am Freitag in Berlin konkrete Zahlen für die kommenden Jahre vorgelegt. Ab Januar 2026 soll die unterste Lohnlinie zunächst auf 13,90 Euro ansteigen. Ein weiteres Plus ist für Anfang 2027 geplant, dann soll der Stundenverdienst auf 14,60 Euro angehoben werden. Gegenüber dem derzeitigen Stand von 12,82 Euro bedeutet das ein Zuwachs von insgesamt 1,78 Euro. Das ist ein Anstieg um rund 13,9 Prozent.

In den vergangenen Wochen war über die künftige Entwicklung der Lohnuntergrenze intensiv diskutiert worden. Insbesondere Vertreter aus der Politik und der Arbeitnehmerseite hatten einen Zielwert von 15 Euro ins Spiel gebracht. Für eine entsprechende Anpassung sprachen sich auch zahlreiche Ökonomen aus. Als Gründe nannten sie die Inflation, die steigenden Lebenshaltungskosten und internationale Anforderungen, insbesondere die EU-Richtlinie über die Angemessenheit des Mindestlohns.

Aber bei der Entscheidung der Kommission spielen nicht nur wirtschaftliche Kennziffern wie Tariflohnentwicklung oder der Medianwert für Vollzeitarbeitsverhältnisse eine Rolle. Auch geopolitische Spannungen, globale Lieferkettenprobleme sowie hohe Staatsausgaben im Zuge von Klima- und Strukturwandel beeinflussen die Lage auf dem Arbeitsmarkt.

Trotzdem bewerten Gewerkschaftsvertreter das erzielte Ergebnis als Etappensieg. Stefan Körzell vom DGB erklärte, es sei gelungen, sich gegen bremsende Stimmen in der Arbeitgebergruppe durchzusetzen. Auf Basis einer 40-Stunden-Woche bedeute die Erhöhung ab 2026 ein monatliches Brutto-Plus von etwa 190 Euro, ab 2027 sogar rund 310 Euro mehr, verglichen mit dem derzeitigen Niveau.

Aus Arbeitgebersicht bleiben jedoch Bedenken. Mehrere Verbände warnten im Vorfeld der Entscheidung vor übermäßigen Belastungen, insbesondere für kleinere Betriebe und das Gastgewerbe. Auch in den politischen Parteien gibt es keine einheitliche Position. SPD und Grüne begrüßen eine Erhöhung des Mindestlohns, während die FDP zur Vorsicht mahnt und mehr Flexibilität für Unternehmen in Krisenzeiten fordert.

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