Kein Wachstum bei der Bundesbank
23 May 2025, 08:24 Uhr
Deutsche Konjunktur bleibt schwach. Hoffnung nur auf Impulse durch Reformprogramm.
Die Bundesbank rechnet auch im kommenden Jahr nicht mit einer spürbaren wirtschaftlichen Belebung. Nach zwei aufeinanderfolgenden Jahren ohne Wachstum zeichnet sich für 2025 erneut eine Phase der Stagnation ab. Diese Einschätzung äußerte Bundesbankpräsident Joachim Nagel am Rande eines Treffens führender Finanzverantwortlicher in Kanada. Damit liegt er auf Linie mit dem Expertengremium, das die Bundesregierung in ökonomischen Fragen berät.
Zwar wuchs das Bruttoinlandsprodukt im ersten Quartal dieses Jahres um 0,2 Prozent gegenüber dem letzten Quartal 2024. Diese Entwicklung sei jedoch möglicherweise auf vorgezogene Aufträge zurückzuführen, die als Reaktion auf Spannungen im internationalen Handel ausgelöst wurden. Derartige Effekte könnten sich in der zweiten Jahreshälfte als temporär erweisen und die gesamtwirtschaftliche Lage erneut belasten.
Die anhaltenden Herausforderungen für die außenorientierten Branchen Deutschlands, insbesondere durch protektionistische Maßnahmen auf dem Weltmarkt, verschärfen die Lage noch mehr. Sollte sich der negative Trend auch 2025 fortsetzen, wäre dies die erste dreijährige Flaute seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs.
Der Präsident der Bundesbank betonte die Notwendigkeit, Investitionen und Reformen entschlossen anzugehen. Besonders wichtig seien Ausgaben für Verkehrsinfrastruktur, Digitalisierung und neue Technologien. Damit könnten langfristig Impulse für eine nachhaltige Entwicklung gesetzt werden. Das derzeit von der neuen Regierung geplante Modernisierungsprogramm im dreistelligen Milliardenbereich soll diese Wende einleiten.
Eine schnelle Wirkung auf das wirtschaftliche Gesamtbild erwartet die Bundesbank dennoch nicht. Zwar werde die angekündigte Mittelverwendung als grundsätzlich positiv bewertet, doch erste Ergebnisse dürften frühestens im Laufe des kommenden Jahres spürbar werden. Verzögerungen entstünden etwa durch planerische und rechtliche Abläufe. Zusätzlich hänge der tatsächliche Effekt davon ab, ob die Wirtschaft über genügend Kapazitäten zur Umsetzung verfüge.
Auch erhöhte Aufwendungen für Sicherheit könnten künftig zur gesamtwirtschaftlichen Dynamik beitragen. Eine genaue Bewertung der möglichen Auswirkungen der Regierungspläne auf die gesamtwirtschaftliche Entwicklung will die Bundesbank im Sommer vorlegen. Das Beratungsgremium der Bundesregierung rechnet für 2026 mit einer Erholung. Sie schätzen ein Wachstum von rund einem Prozent.